Gefunden im Bauernblatt/online
Sulkyfahrerin Birte Kühl – Mit Mystie auf Trab
Von Kathrin Iselt-Segert
Fahrspaß mit dem Sulky: Rings um ein Feld unweit vom Hof in Heinkenborstel haben Birtes Eltern eine gut 1 km lange Trainingsstrecke angelegt. Fotos: Kathrin Iselt-Segert
Seit fast 20 Jahren ein eingeschworenes Team: Birte und Traber Mystie. Erst vor drei Jahren spannte Birte ihn das erste Mal an: „Das war, als hätte er nie etwas anderes gemacht.“
Mystie ist tiefenentspannt, auch wenn auf der Dorfstraße große Maschinen auftauchen.
Die Heinkenborsteler kennen Traber. Im Forst sind eigens Wege für Reiter und Sulkyfahrer ausgewiesen. Birte ist derzeit allerdings die einzige Fahrerin.
Das muskulöse Hinterteil von Mystie ist alles, was der Sulkyfahrer sieht. Deshalb ist absolutes Vertrauen zum Pferd das Wichtigste am Hobby von Birte Kühl aus Heinkenborstel. Sie fährt mit ihrem Traber, einem Geschenk ihres Opas Sophus Abel, im Sulky. Schättruum hat sich im Naturpark Aukrug auf eine Abendtour mit der blonden Pferdeliebhaberin getroffen.
Zunächst aber lernen wir ihren Traber Mystie kennen. Der steht tiefenentspannt in der Stallgasse. Hinter ihm ragt der Sulky mit seinen langen Stangen – noch aufrecht – fast bis unters Dach. Birte hat alles vorbereitet, bevor sie ihren Traber von der Koppel geholt hat. Nachdem das dunkelbraune Fell gestriegelt ist, glänzt es im Abendlicht, das durch die große Tür des historischen Stallgebäudes fällt. Nun beginnt das Anspannen. Birte kippt den Sulky nach vorn, sodass sie die Stangen an Mysties Flanken mit langen Lederriemen des Brustblattgurts anbinden kann. Trense und Geschirr sind gelb. Jeder Traber-Rennstall hat seine eigene Farbe. Birte hat ihres von einer Sulkyfahrerin geerbt, die mit dem Trabrennen aufgehört hat. Auch den Sulky hat sie geschenkt bekommen – ohne Räder und ohne Sitz. Ihr Vater Jürgen wusste Rat und funktionierte einen ausgedienten Fendt-Sitz für den Sulky um.
Mystie spürt genau, dass das Anspannen dem Ende zugeht. Jetzt schnaubt er doch mal, streckt den Kopf und schüttelt die Mähne – pure Vorfreude. Dass er das Traben vor dem Sulky liebt, wusste Birte sofort, als sie ihren dunkelbraunen Wallach das erste Mal anspannte. Aber bis sie die Ausrüstung dafür zusammen hatte und es zum ersten Mal versuchte, vergingen viele Jahre.
Schon als kleines Mädchen war Birte von den Vollblütern begeistert, die ihr Opa Sophus Abel auf dem Familienhof züchtete. Vor allem aber träumte sie davon, einmal selbst auf dem Sulky zu sitzen. "Opas Bruder hat damals die Rennen auf der Grasbahn in Heide mitorganisiert und ich bin allein mit dem Zug nach Heide gefahren, nur um einmal mitfahren zu dürfen. Es war für mich das Größte, als ich eine halbe Runde mit einem echten Rennpferd allein fahren durfte", erinnert sie sich noch, als wäre das erst gestern gewesen.
Die Rennbahnen in Elmshorn und Heide gibt es schon lange nicht mehr, auch ein Grund dafür, dass Birte nie den Fahrerschein machte, um selbst Rennen zu fahren. Die nächstgelegene Trabrennbahn ist heute die in Hamburg. Von dort brachte Opa Sophus seiner Enkelin vor fast 20 Jahren eines Tages das wohl schönste Geschenk mit: Traber Mystie. Er hatte den Zweijährigen im Handel für einen Einjährigen "dazubekommen". "Ich war vor allem beeindruckt von den Muskeln an Brust und Hinterhand. Das war schon ein Unterschied zum Shetty meiner Schwester", weiß Birte noch genau. Als sie auch noch den Sattel bekam, den ihre ebenso von den Trabern begeisterte Mutter Karen zu ihrer Konfirmation erhalten hatte, war das Glück perfekt. "Natürlich bin ich mit Mystie geritten und galoppiert. Genau das, was man mit einem Traber nicht machen soll", schmunzelt die 25-Jährige.
(Anmerkung der Redaktion: Am 15. Mai hat Birte zum ersten Mal die Mitgliederversammlung unseres Vereins besucht. Darüber haben wir uns sehr gefreut und wir hoffen, dass es sie weiter anspornt, die lange Trabrennsport-Tradition ihrer Familie fortzuführen!)