Der HVT informiert:
Neue Fälle von Infektiöser Anämie in Deutschland
Mehrere Pferde in verschiedenen Bundesländern betroffen
In den vergangenen Tagen wurden nach Informationen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Niedersachsen (Verden/1; Bentheim/1), Hamburg (3), Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf/3) und Bayern (Landkreis Donau-Ries/3) insgesamt elf Fälle von Infektiöser Anämie offiziell registriert. Die zuständigen Behörden haben bereits die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche ergriffen.
Nach bisher vorliegenden Informationen ist die Infektiöse Anämie bislang noch nicht auf Trabergestüten, Traber-Trainingszentren oder Trabrennbahnen aufgetreten, sondern ausschließlich bei Polopferden bzw. Pferden, die in Polo-Ställen untergebracht waren, festgestellt worden.
Wir bitten alle Aktiven, die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und ihre Pferde nicht mit anderen Artgenossen in Kontakt kommen zu lassen und unbedingt den Anordnungen der für ihren Landkreis zuständigen Veterinär-Behörden Folge zu leisten.
Infektiöse Anämie
"Ansteckende Blutarmut bei Einhufern"
Hintergrund
Immer wieder treten in Deutschland vereinzelte Fälle der ansteckenden Blutarmut der Einhufer auf.
Die Krankheit
Die "Ansteckende Blutarmut bei Einhufern" ist keine neue Krankheit, sie kann leider immer wieder auftreten. Die Übertragung der Equinen Infektiösen Anämie erfolgt vorrangig über stechende Insekten, die das Virus von einem infizierten Pferd auf ein empfängliches Pferd übertragen. In wärmeren Gefilden kommt die Equine Infektiöse Anämie deswegen häufiger vor. Im Zuge der Erkrankung entsteht zunächst eine Abnahme der Zahl der Blutplättchen im Blut, später entsteht auch eine Blutarmut (Anämie). Betroffene Pferde zeigen daher Schwäche und Mattigkeit, Fieber und Wasseransammlungen am Bauch und in den Beinen. Oftmals werden punktförmige Blutungen auf Schleimhäuten sichtbar.
Überleben die Pferde dieses akute Stadium, werden sie zu unauffälligen Ausscheidern oder es findet ein Übergang in das chronische Stadium statt, welches auch als „klassische“ Verlaufsform bezeichnet wird. Dies ist durch sich wiederholende Krankheitsschübe gekennzeichnet, in denen neben Fieber, Mattigkeit und Abmagerung auch eine Blutarmut und ein Mangel an Blutplättchen durch den Tierarzt festgestellt werden. Bei besonderen Belastungen (z.B. anderen Krankheiten, Umstallung, Besitzerwechsel, Leistungsdruck) kann es zu einem neuen Schub kommen.
Bei der klinisch inapparenten Form zeigt das Pferd keinerlei Krankheitsanzeichen, obwohl es Virusträger ist.
Die Virus-Krankheit wird im Wesentlichen durch Blut übertragen - Pferdebremsen oder andere stechende Insekten können das Virus beim Blutsaugen aufnehmen und an andere Tiere weitergeben. Die Infektion wird in der Regel auf der Weide weitergegeben, weil Bremsen nicht in Stallungen fliegen und in den Stallungen die Fliegen in der Regel bekämpft werden. Für die Infektion eines Pferdes sind in der Regel mehrere Insektenstiche notwendig. Einmal infizierte Pferde bleiben lebenslange Virusträger, sodass diese Pferde das Virusreservoir darstellen und für die Verbreitung des Virus verantwortlich sind.
Die Bekämpfung
Die Ansteckende Blutarmut bei Einhufern ist eine anzeigepflichtige Krankheit. Wird sie festgestellt, werden staatliche Bekämpfungsmaßnahmen eingeleitet, um die Infektionsquelle zu ermitteln und um die weitere Verschleppung zu verhindern. Die Bekämpfungsmaßnahmen richten sich nach der Verordnung zur Bekämpfung der ansteckenden Blutarmut der Einhufer. Schon ein Krankheitsverdacht muss den Veterinärbehörden angezeigt werden. Maßnahmen, wie Betriebssperren, die Einrichtung eines Sperrbezirks oder Probennahmen bei verdächtigen Pferden werden von den Veterinärbehörden angeordnet und/oder durchgeführt. Betroffene Pferde müssen getötet werden, Behandlungsversuche oder Impfungen sind nicht erlaubt.
Prophylaxe
Ziel sollte es sein, Pferde bestmöglich von stechenden Insekten als Überträger der Krankheit zu schützen. Insektensprays schützen vor stechenden Insekten und sollten daher aufgetragen werden. Auch sind Weiden in der Nähe von stehendem Wasser oder Gewässern ein potentielles Risiko, da sich Insekten dort über ihre Larven vermehren können. Vor der Neueinstallung von Pferden unbekannter Herkunft oder aus dem Ausland, macht es Sinn, die Vorlage eines negativen sogenannten Coggins-Tests zu verlangen.
Weiterführende Informationen