Die vierte Generation tritt an………..
Spät, aber jetzt mit doppelter Leidenschaft!
Arne Frahm (28), einziger Sohn auf dem Gestüt Helenenhof (Aukrug), ließ es mit seiner Pferdebegeisterung sehr langsam angehen. Seine Schwestern Christine und Inga kennt man bereits als erfolgreiche Züchterinnen im Trabrennsport!
SHV: Hallo Arne, die Pferde- Aktivitäten waren bei Dir ja eher zurückhaltend?
A.F.: „Natürlich bin ich auch schon früh auf unseren Ponys Black Jack und Napoleon geritten, oder es war bzw. ist spannend zu sehen, wie die Fohlen zur Welt kommen und sich entwickeln. Ich habe aber auch schon früh gesehen wie anstrengend das Leben mit den Pferden sein kann und wie schwer es ist, mit ihnen seinen Lebensunterhalt zu verdienen.“
Für meine Eltern Dirk und Uschi war es nicht weiter verwunderlich, dass ich nach meinem Schulabschluss keine Ausbildung im Trabrennsport, sondern erst einmal eine erfolgreiche Lehre als Zimmermann absolvierte und ein paar Jahre gearbeitet habe.“
SHV.: Aber so ganz ließ Dich die Landwirtschaft dann wohl doch nicht los?
A.F.: „Ja, ich stand irgendwann vor der Frage: - Was willst du eigentlich aus deinem Leben machen? - Weiter auf dem Bau und den Meister machen oder doch lieber studieren, oder ganz anders auf dem elterlichen Betrieb irgendwann die Zügel in die Hand nehmen.
Nach reiflicher Überlegung entschloss ich mich dazu, doch die guten, aber auch schwierigen Voraussetzungen auf dem elterlichen Betrieb zu nutzen und meine Zukunft in die Richtung der Hofnachfolge auszurichten.
Dazu habe ich dann eine Ausbildung zum Landwirt gemacht und anschließend die zweijährige Fachschule besucht. Nun bin ich unter anderem staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt.“
SHV.: Mit Deiner Ausbildung hättest du ein vielfältiges Angebot an interessanten und auch lukrativen Berufen zur Auswahl, Du suchst Dir eine wirklich schwierige und z.Zt. unsichere Branche aus. Ist das gut durchdacht?
A.F.: Ja, das ist es. Mit dieser sehr guten Ausbildung, die ich genießen durfte, und dem angesammelten Fachwissen von drei Generationen vor mir, aus dem ich schöpfen darf, bin ich der felsenfesten Überzeugung, dass ich den Helenenhof erfolgreich weiterführen kann. Wir haben diesen ursprünglich auf Traber spezialisierten Betrieb so umstrukturiert, dass wir nicht nur noch abhängig vom Trabrennsport sind. Und es wäre auch fatal bei der Entwicklung des Sportes und absolut verantwortungslos.
SHV.: Siehst Du denn für den Helenenhof eine Zukunft im Trabrennsport?
A.F.: „Ja, die sehe ich. Ich glaube Marc Twain sagte mal: „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche sondern das Schüren des Feuers.“ Ein Gestüt Helenenhof ohne Traber wäre denkbar, aber eigentlich will ich mir das nicht vorstellen, dieses würde bedeuten, dass es in Deutschland - jedenfalls für uns - keinen Trabrennsport mehr geben würde.
Die Trainingsbahnen (750m und 1200m komplett saniert), Stallungen und Paddocks, die wir hier haben, Futter und Einstreu aus eigener Produktion in sehr guter Qualität. Was kann sich ein Trabertrainer mehr wünschen, und das auch noch mit einer sehr guten Verkehrsanbindung.
Wir bewirtschaften über 73ha. Für die Zucht und Aufzucht haben wir hier allein über 40ha Weide arrondiert um den Hof liegen. Wir sind auf der Geest, d.h. ein relativ sandiger Boden, der schnell abtrocknet (lange Weidezeiten), und unser See-Klima ist ein Garant für gut entwickelte Lungen und eine hohe Abwehrkraft der hier geborenen Fohlen.
Mit diesen Voraussetzungen, bei uns speziell für den Trabrennsport, mag sich keiner vorstellen, dass der Sport eines Tages so tot ist und wir irgendwann nicht mehr in der Lage sind unsere Pferde ordentlich zu vermarkten oder niemanden mehr finden, der auf dem Helenenhof seine Pferde trainieren will.
Meine große Leidenschaft ist die Arbeit mit den Mutterstuten, die Aufzucht der Fohlen und Absetzer und die Arbeit mit den Deckhengsten, deshalb habe ich im letzten Herbst auf dem Landgestüt in Warendorf meinen staatlich geprüften Besamungswart gemacht und unsere EU-Besamungsstation reaktiviert. Wir dürfen dieses Jahr den Hengst Main Wise As in TG- und Frischbesamung anbieten, und wir werden aller Entwicklung zum Trotz auch unsere beiden Hengste Adam´s Peak und Here Comes Joey in der Frischbesamung einsetzen.“
SHV.: Wo liegen Deine Ziele und was soll später Dein Schwerpunkt in der Traberzucht und dem Rennsport sein?
A.F.: „Ich denke, um erfolgreich zu sein muss man Spaß an einer Sache haben und so kann man dann auch Durststrecken überstehen. Wie gesagt, ich persönlich habe am meisten Spaß bei der Arbeit mit den Mutterstuten, der Fohlenaufzucht und den Deckhengsten und bin damit auch völlig ausgelastet, daher werde ich wohl nicht anfangen Traber zu trainieren oder auszubilden, dafür ist das hier dann alles zu groß geworden und die Qualität der Arbeit würde darunter leiden und meine Passion dahingehend ist auch nicht sonderlich groß. Ich möchte lieber selber eine kleine aber feine Mutterstutenherde haben und auch sehr gerne, unser Wissen über Zucht und Aufzucht und vor allem die sehr guten Aufzuchtbedingungen die wir hier haben, anderen zur Verfügung stellen. Die EU-Besamungsstation wieder zum Laufen zu bringen und hoffen, dass wir weiterhin in Deutschland so gute Deckhengste anbieten dürfen."
SHV.: Gibt es weitere Planungen über die man sprechen kann?
A.F.: „Mir schwebt eine Modernisierung der Stallungen vor, z.B. ein Aktivstall für die Mutterstutenherde. Das sind aber alles Zukunftspläne über die wir sprechen können, wenn es so weit ist. Erstmal bringen wir das angefangene zu Ende und sehen dann weiter.“
Vielen Dank für dieses interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg auf dem Helenenhof!